Was macht erfolgreiches IT Projektmanagement aus?

Ich arbeite seit fast 20 Jahren in der Softwareentwicklung und den überwiegenden Teil habe ich die Rolle des Projektleiters ausgeführt. Zuletzt hat mich ein CTO eines IT-Dienstleisters gefragt: „sag doch mal, was ist deine Definition von guten Softwareprojekten, auf was muss ich achten, damit ich das Projektvorhaben nicht gleich nach 3 Monaten wieder einstellen muss“.

Ich habe ihm in einer eMail kurz knapp meine Gedanken formuliert und dass zum Anlass genommen mit diesem Blog das Thema etwas ausführlicher zu beschreiben.

Alle die in IT-Organisationen arbeiten oder mit IT-Abteilung aus einer Businessbeziehung heraus zusammenarbeiten, wissen, es gibt gute und es gibt schlechte IT Projekte.

Je nachdem wen wir in der Organisation fragen, hat das Management eine andere Wahrnehmung als vielleicht die Betriebsführung, oder die Entwickler, die Tester und am wichtigsten: Unsere Kunden. Wir alle haben keine Lust auf schlechte Projekte – weder als Projektbetroffene noch als Projektbeteiligte und schon gar nicht unsere Kunden, die am Ende unsere Produkte nutzen.

Was ist die Ursache dessen und wie können wir sicherstellen, dass wir ein gutes IT-Projekt haben?

Auf Basis derer habe ich mit dem Fokus auf den Projekt-Erfolg eine Klassifizierung erstellt, die die für mich wichtigsten Erfolgs-Faktoren sind.

  • Definition einer Governance mit klaren Verantwortlichkeiten
  • Sicherstellung von qualitativ hochwertigen Anforderungen
  • Ausreichend zur Verfügung stehende technische & fachliche Kompetenz
  • Fokussierung auf das Wesentliche im Projekt
  • Nachhaltige Kommunikation mit Stakeholdern
  • Kontinuierliches aktives Risikomanagement
 

 

Definition einer Governance mit klaren Verantwortlichkeiten

Zu Beginn eines Projektes ist es wichtig, festzulegen, welche Rolle wofür verantwortlich ist.

Es muss klar sein, wer sind die Ansprechpartner und wer stimmt sich frühzeitig aus dem Projektteam mit diesem Ansprechpartner ab, wer ist innerhalb des Projektteams für welche Aufgaben verantwortlich.

Um die Verantwortlichkeiten zu dokumentieren, ist eine erprobte und gängige Praxis die Erstellung einer RACI Matrix, die ich gerne noch um ein S&O (support & ommited) erweitere.

Hierbei wird je Stakeholder und Projekt-Rolle festgelegt, wer ist für einzelne Aufgaben „Responable“, wer „Accountable“, wer „supportet“ den Responsable bei der Umsetzung der Aufgabe. Wer ist als „Consultant“ einzubinden, wer muss „Informed“ werden und wichtig, wer ist „Omitted“, also explizit von einer Aufgabe ausgeschlossen.

Diese RASCIO Matrix sollte zu Beginn des Projektes nach innen und außen kommuniziert und kontinuierlich aktualisiert werden. Sie dient allen betroffenen und beteiligten Projektmitgliedern als Orientierung. In einem Projekt kann es anstrengend sein ständig die Frage zu klären, wer für was verantwortlich ist.

Hierdurch entsteht erstmal ein Aufwand, um diese Verantwortungen festzulegen.

Dieser Aufwand lohnt sich und macht sich in jedem Projekt bezahlt, da für alle Stakeholder Klarheit herrscht, weniger Konflikte entstehen und dadurch deutlich weniger Eskalations-Kommunikationen notwendig werden.

In vielen Projekten habe ich festgestellt, dass es innerhalb einer Organisation, in welchem Bereich auch immer, für einige Aufgaben expliziten Ansprechpartner gibt oder die aus Projektsicht klaren Verantwortlichkeiten sogar gänzlich fehlen.

Das ist ein fundamentales Risiko, was entsprechend durch das Projekt mitigiert werden muss. Hier ist es ratsam, nicht Dinge zu fordern, die für eine Organisation in der Umsetzung unmöglich sind, sondern aus dem Projekt heraus Lösungen zu identifizieren und bei der Umsetzung zu unterstützen.

Zusätzlich zu den Verantwortlichkeiten sollte auch der Entwicklungsprozess des Projektes an das Umfeld angepasst werden.

IT-Projekte finden selten auf der „grünen Wiese“ statt, sondern stehen immer im Kontext mit anderen IT-Entwicklungen z.B. weiterer Projekte die z.B. in großen Transformationen andere IT-Komponenten entwickeln.

In kleinen IT-Transformationen gibt es z.B. Umsysteme die Schnittstellen bereitstellen oder Schnittstellen nutzen, bzw. Daten benötigen oder bereitstellen.

Diese anderen IT-Projekte oder IT-Verfahren haben eigenständige etablierte Release-Zyklen und deployen Ihre Artefakte vielleicht quartalsweise, andere monatlich, wiederum andere wöchentlich.

Es muss also abgestimmt werden, in welchem Deployment-Intervall wer von wem die Schnittstellen und Daten bekommt, sodass z.B. ein gesamthafter Integrationstest stattfinden kann und somit unnötige Wartezeiten vermieden werden.

 

Sicherstellung von qualitativ hochwertigen Anforderungen

Unabhängig davon, für welche Art des Projektmanagements sich das Projekt entscheidet, ob agil, hybrid oder Wasserfall, ist die Qualität der zu Grunde liegende IT-Anforderung essenziell für den späteren Erfolg.

Es muss für alle betroffenen und beteiligten Stakeholder im Projektumfeld klar sein, was umgesetzt werden muss, wo die Prioritäten liegen und das möglichst interpretationsfrei.

Wenn alle Stakeholder also nahezu das gleiche Verständnis haben, was das Projekt umsetzen soll, entstehen weniger Missverständnisse, weniger Konflikte.

Das größte Risiko für ein IT-Projekt sind aus meiner Sicht unzufriedene Stakeholder und damit frustrierte Projektmitarbeiter. Klar definierte Anforderungen unterstützen die Projektmitglieder im Erwartungsmanagement ggü. den Stakeholdern, was die Kommunikation des Projektes erleichtert.

Um zu verstehen, was eine IT-Anforderung ist, anbei ein kurzer Exkurs in die unterschiedlichen Arten von IT-Anforderungen:

  • Funktional fachliche Anforderungen,
    beschreiben das funktionale Verhalten eines IT-System aus fachlicher oder Business Sicht. Zu Grunde liegen existierende oder neue Geschäftsprozesse, die digitalisiert werden oder bereits digitalisiert sind und angepasst werden müssen.
    Bei funktional fachlichen Anforderungen interagiert immer ein Actor mit einem IT-System. Der Actor kann sowohl eine physische Person sein, die mit einem System interagiert oder auch ein anderes System. Die Anforderungen werden also aus der Perspektive des Actors beschrieben.
  • Nicht funktionale fachliche Anforderungen,
    beschreiben qualitative fachliche Anforderungen z.B. wie schnell muss die Software aus Sicht des Business reagieren, wie schnell darf der Start der Anmeldemaske dauern, wie lange ein Maskenwechsel, welche max. Wartezeit zu Abfragen werden akzeptiert etc.
  • Betriebliche Anforderungen,
    beschreiben Anforderungen, die durch das Projekt berücksichtigt werden müssen, damit die zu entwickelnde Software durch die Betriebsführung betreibbar bzw. betriebsführbar wird. Da in heutigen Betriebsführungsprozessen zunehmend eine Standardisierung erfolgt, muss z.B. das Monitoring und Logging einer Anwendung nach einem Standard erfolgen, damit zentrale Überwachungstools den Zustand des IT-Systems standardisiert und vor allem automatisch überwachen können. Diese Anforderungen werden in einigen Unternehmen auch als Build to Run Anforderungen (B2R) bezeichnet.
  • Architekturelle Anforderungen,
    werden oft vernachlässigt sind aber für ein Unternehmen elementar, um zu verhindern, dass jedes IT-Projekt eines Unternehmens individuell Software entwickelt und beliebig Tools und Technologien einsetzt, die aber nicht in den architekturellen IT-Gesamtkontext eines Unternehmens passen. Dadurch könnte ein Wildwuchs der Gesamtarchitektur entstehen, der durch zu viele Technologiebrüche unsicher, und nur mit unverhältnismäßig hohen Kosten wartbar und weiterentwickelbar ist. Übergreifende Architekturelle Anforderungen eines Unternehmens werden meist auch als Leitplanken verstanden.
  • Security-Anforderungen,
    sind ebenfalls eine gern vernachlässige Kategorie von Anforderungen in IT-Projekten. Sie sind jedoch in der heutigen Zeit wichtig. Die Anforderungen aus der Security definieren, wie sicher das System gebaut werden muss z.B. wie muss das IT-System gebaut sein und angepasst werden, sodass diese Software von außerhalb und innerhalb des Unternehmens nicht kompromittiert werden kann. Diese Anforderungen werden später in einem gesonderten Penetrations-Test auf ihre Wirksamkeit geprüft.

Alle genannten Anforderungsarten benötigen eine gewisse Qualität eine Eindeutigkeit, damit sie für alle verständlich und planbar werden. Hierzu gibt es unterschiedliche Ansätze, wie eine einheitliche Qualität oder auch ein Reifegrad „Ready to Plan“ oder „Definition of Ready“ erzeugt werden können.

Anforderungen sollten in jedem Falle einer festen Struktur folgen, z.B. unter der Verwendung von Satzschablonen:

Durch die Verwendung von Satzschablonen, werden Anforderungen einheitlich strukturiert. Es wird Kompaktheit erzwungen, Lücken aufgedeckt und Anforderungen dahingehend optimiert, um genau zu beschreiben, was der Kunde wirklich braucht.

Eine zusätzlich gute Methode zur Qualitätssicherung sind die I.N.V.E.S.T. Kriterien.

Eine User Story, welche im agilen Vorgehen eine runtergebrochene Anforderung entspricht. Hier wird ähnlich einer Checkliste überprüft ob eine User Story:

  • I = Independent
    … unabhängig von anderen Stories umsetzbar ist. Das erleichtert die Priorisierung.
  • N = Negotiable
    … eine Gesprächsgrundlage darstellt. Über die Details verhandelt das Team persönlich.
  • V = Valuable
    … einen sichtbaren Mehrwert für Nutzer liefert. Im Gegensatz zu technischen Stories, die zum Beispiel nur die Datenbank betreffen.
  • E = Estimable
    … im Aufwand schätzbar ist.
  • S = Small
    … schnell umsetzbar ist. In Scrum zum Beispiel in einem Sprint.
  • T = Testable
    … so konkret beschrieben ist, dass man Testfälle ableiten kann

Wenn alle relevanten Anforderungen durch das Projekt zum jeweiligen Zeitpunkt bzw. Entwicklungsintervall erfasst wurden und inhaltlich abgestimmt und qualitätsgesichert sind, müssen die Anforderungen priorisiert werden.

Es kann nicht sein das aus Sicht der fordernden Bereiche alle Anforderungen die gleiche Priorität haben. Diese Diskussion ist mühsam, da anfordernde Bereiche immer das Maximum umsetzen wollen, was aber in den seltensten Fällen in das initial geplante Budget und in den Zeitrahmen passt. Wenn also bei der Projektinitialisierung nicht alle Anforderungen bewertet wurden, muss im Rahmen eines Change Request Prozess die Anforderungen so gegenseitig priorisieren werden, sodass das Projektbudget eingehalten wird oder zusätzliches Budget notwendig wird.

 

Ausreichend zur Verfügung stehende technische & fachliche Kompetenz

Für ein IT-Projekt ist es wichtig das ausreichend fachliche und technische Kompetenzen zur Verfügung stehen.

Insbesondere das fachliche Domain Wissen, also wie funktioniert der End-to-End-Businessprozess und welche Geschäftsprozesse gibt es? Wer ist daran wie beteiligt?

Wo gab es in der Vergangenheit Probleme, bzw. auf was muss das IT-Projekt besonders achten?

Dieses Wissen, was in jedem Unternehmen unique vorhanden ist oder sein sollte, kann nicht außerhalb des Unternehmens eingekauft werden, da es ja unternehmensspezifisch ist.

Dieses Wissen ist besonders wichtig für die Anpassung oder den Neubau eines IT-Systems.

Diese Experten sind absolut notwendig und müssen einem IT-Projekt im Idealfall zu 100% zur Verfügung stehen, damit das Projekt effizient alle notwendigen funktionalen Anforderungen identifizieren kann.

Anders sieht es bei der technischen Kompetenz aus, welche ebenfalls für den Erfolg eines IT-Projekts wichtig ist. Steht diese technische Kompetenz nicht zur Verfügung, kann das Projekt im Zweifel die notwendigen Kompetenzen auch extern einkaufen.

Selten stehen weder fachliche oder technische Kompetenzen zur Verfügung, sondern es handelt sich um einen Konflikt in der Priorisierung. Die fachlichen und technischen Experten sind vielleicht gleichzeitig in vielen unterschiedlichen Projekt gleichzeitig geplant oder müssen im Daily-Business den Produktionsprozess unterstützen. Die Folge dessen ist, dass dem IT-Projekt diese Experten nur zu 10-20% zur Verfügung stehen. Auch das ist ein massives Risiko und muss mitigiert werden. Auch in diesem Fall muss das Projekt sinnvolle Vorschläge unterbreiten, wie diese Experten so eingesetzt bzw. unterstützt werden, dass das Projekt die notwendige Unterstützung bekommt. Aus meiner Erfahrung heraus, sind das die schwierigsten Risiken, für die es meist keine sinnvolle Mitigation gibt. Aus diesen Risiken folgt oft die Konsequenz, dass das Projekt mehr kostet oder länger oder dauert, was bedacht und akzeptiert werden muss.

 

Fokussierung auf das Wesentliche im Projekt

Hier ist der Projektleiter und der Product-Owner eines Projektes besonders gefragt, denn im Umfeld eines IT-Projektes redet man gerne über Aufgaben, die irgendwann in der Zukunft erledigt werden müssen, aber nicht jetzt. Also reden wir irgendwann darüber aber eben nicht jetzt.

Von Beginn an ist es notwendig, dass sich das Projekt auf das konzentriert, was für das Projekt zum Zeitpunkt den größten Nutzen für die Organisation oder für den Kunden den größten Wert darstellt.

Ich habe Eingangs über das Thema Anforderungsmanagement gesprochen. Einerseits wollen wir zu Beginn des Projektes wissen, welche und wie viele Anforderungen das Projekt umsetzen muss, damit wir grob einschätzen können wie teuer und wie lange ein Projekt braucht. Auf der anderen Seite macht es zu Beginn eines Projektes keinen Sinn, alle Anforderungen so weit zu detaillieren, dass sie durch ein Entwicklungsteam umgesetzt werden können, wenn diese erst in einem Jahr wichtig werden. Das heißt, ein Projekt konzentriert sich nur auf die Anforderungen im Backlog, die zum jeweiligen Zeitpunkt den größten Nutzen, bzw. den größten Wert haben.

 

Nachhaltige Kommunikation mit Stakeholdern

Nach meiner Erfahrung sind aus Sicht einer Organisation Projekte immer unbequem, da diese die existierende Prozesslandschaft verändern. Alle Prozessbeteiligten haben sich über Jahre an den Prozess gewöhnt. Mit Veränderungen tun wir uns alle immer schwer, also muss diese Veränderung moderiert werden. Dazu gibt es unterschiedliche Formate und auch Stakeholdergruppen die wir informieren müssen.

  • Projektkommunikation Management
    In regelmäßig stattfindenden Steuerkreisen oder Lenkungsausschüssen, muss ein IT-Projekt transparent darstellen, welche Risiken es hat, wie der Budgetverbrauch ist, welche Entscheidung benötigt wird, bzw. wo das Projekt die Unterstützung des Managements benötigt. Die Informationen müssen gut verständlich aufbereitet werden und im Idealfall mit den Entscheidern vor dem Lenkungskreis grob abgestimmt werden, damit gerade bei kritischen Themen in der kurzen Zeit des Lenkungskreises auch wirklich eine Entscheidung stattfinden kann. Das Management ist darüber hinaus zu allen weiteren Informations- und Kommunikationsformaten eingeladen.
  • Kommunikation an Mitarbeiter der Organisation
    Hierzu gibt es unterschiedliche offene Formate wie z.B. BrownBags, TownHalls, Stand-Ups oder Show & Tell-Sessions, in welchen das Projekt die Möglichkeit nutzen kann, die Ziele des Projektes, die Herausforderungen und die Erfolge des Projektes an alle interessierten Mitarbeiter einer Organisation zu kommunizieren. Hier wird echtes Projektmarketing betrieben, d.h. diese Veranstaltungen müssen gut vorbereitet werden. In diesen Veranstaltungen ist es wichtig, dass Feedback der anwesenden Mitarbeiter mitzunehmen und in das Projekt aufzunehmen. Ziel dieser Veranstaltungen muss sein, dass alle interessierten Mitarbeiter ausreichend und transparent über die bevorstehenden Änderungen informiert werden. Gelingt dies, dann wird jeder positiv über das IT-Projekt sprechen und das Resultat mit Freude erwarten.
  • Interne Projektkommunikation
    Das Projekt hat die Möglichkeit, je nach Vorgehensmodell, auf unterschiedliche Weise miteinander zu kommunizieren. Der Austausch ist notwendig da nicht alle Rollen in jedem Termin dabei sein können. Hier ist es wichtig das die unterschiedlichen Projektbeteiligten sich gegenseitig updaten. Gibt es Änderungen, sollte man gemeinsam entscheiden, wie damit umgegangen werden soll. Zum Beispiel sollte der leitende Architekt des Projektes regelmäßig mit Security-Verantwortlichen, Enterprise Architekten, Architekten der Umsysteme und Betriebsführungsorganisationen im Austausch sein, um z.B. über Anforderungen und ggf. Zuarbeiten bzw. Bestellleistungen zu sprechen und sich abzustimmen. Die Ergebnisse aus diesen Abstimmungen haben einen direkten Einfluss auf den Projektverlauf und z.B. Tester und Product-Owner müssen über grundsätzliche Abstimmungen oder Abweichungen von bereits abgestimmten Vereinbarungen informiert werden, da sich dadurch ggf. die Prioritäten der Sprint-Planungen ändern.
    Im klassischen Vorgehen prägen unterschiedlichste Arten von Jour-Fixe die Projektkommunikation und den wichtigen Austausch untereinander.
    Im agilen Vorgehen gibt es hierzu definierte Formate wie z.B. die SCRUM Events, hier ist das Daily und das Sprintreview ein geeignetes Format, um über diese Abstimmungen zu sprechen. In skalierten agilen Projekten sind ggf. noch zusätzliche Jour-Fixe-Formate notwendig, um sich entweder rollenspezifisch oder übergreifend auszutauschen.

    Unabhängig der Vorgehensweise ist es wichtig, dass diese Abstimmungsrunden nicht ausufern und sich die Projektmitglieder in Details verlieren. Egal ob Daily oder Jour-Fixe, die Termine müssen time-boxed stattfinden und jemand muss in die Moderations-Rolle schlüpfen, um der Diskussion Einhalt zu bieten, falls notwendig. Wichtig ist hierbei nicht, time-boxing des time-boxing willen zu praktizieren, sondern, wenn dringende kritische Themen diskutiert werden, zu prüfen, ob der Termin überzogen wird und ob wirklich alle Teilnehmer für die Diskussion notwendig sind. Ggf ist es sinnvoll, einen gesonderten Termin zu organisieren.
    Weiterhin sollten man nicht vergessen, immer wieder nach Feedback zu fragen und selbst auch bereit sein, Feedback zu geben. Natürlich immer konstruktiv, denn nur durch Feedback wissen wir, ob wir noch richtig unterwegs sind oder ob es ggf. an unserem Verhalten oder den Arbeitsprozessen Optimierungsbedarf gibt. Die agilen Teams nutzen das SCRUM-Event Retrospektive. Klassische Vorgehensweisen „Lesson Learned“ Veranstaltungen. Leider finden diese in vielen klassischen Projekten erst am Ende des Projektes statt und nicht regelmäßig während der Projektlaufzeit.

  • Kundenkommunikation
    In Produktentwicklungen ist es notwendig, kommende Änderungen des Produktes rechtzeitig an den Kunden zu kommunizieren. Auch repräsentative Kundenumfragen helfen, Feedback zu bekommen, ob das Produkt, das wir gerade weiterentwickeln, die richtigen Verbesserungen mitbringt, die unseren Kunden bei der Nutzung des Produktes tatsächlich weiterhelfen.

Für mich eines der größten Erfolgsgaranten eines IT-Projektes ist, wie ein Projekt kommuniziert. Wenn Projekte beginnen innerhalb des Projektteams gut zu kommunizieren, dann wird es auch außen gut kommunizieren, da jeder Projektmitarbeiter gleichzeitig auch als Multiplikator in die Organisation fungiert.

Kommunikation im Projekt ist ein großes, umfangreiches Arbeitspaket, welches in der Aufwandsbetrachtung des Projektes nicht unterschätz werden soll. Gerade in Projekten, in denen sehr viele Stakeholder mitwirken, ist übergreifende Projektkommunikation inkl. Vorbereitung und Nachbereitung, kapazitär betrachtet, mindestens ein Vollzeitjob.

 

Aktives Risikomanagement

Ich habe in den vergangenen Jahren immer wieder erlebt, das IT-Projekte gegenüber dem Management kommunizieren, dass sie keine Risiken haben. Bei diesen Projekten werde ich misstrauisch, denn jedes Projekt dieser Welt hat Risiken. Es ist unbequem, dem Management in einem Lenkungskreis „Rede und Antwort“ zu stehen und zu erklären, warum wir denn schon wieder Risiken identifiziert haben. Man neigt in Managementrunden dazu, Risiken kleinzureden und der Projektleiter, der die Risiken mit seinem Projektteam identifiziert hat, bekommt schnell den Stempel, im Panik-Modus zu sein. Ich kann dazu nur raten, wenn es sich wirklich um echte Projektrisiken handelt, in der Sache hart zu bleiben.

Jedoch ist es wichtig, darauf zu achten, dass wir auch nur echte Risiken identifizieren und nicht jedes kleine Problem kommunizieren, nach der Methode „melden macht frei“.

Alle Störeinflüsse die den Erfolg des Projektes in Time, Quality & Budget gefährden, sind per se Risiken. Das Mitarbeiter krank werden können ist aber kein Risiko, da wir keinen Einfluss darauf haben, ob dieses allgemeine Risiko eintritt und welche Auswirkung daraus resultieren.

Wir haben aber die Möglichkeit, ein Risiko zu identifizieren das z.B. Key-Player ausfallen und Mitigationsmaßnahmen identifiziert und umgesetzt werden, sodass z.B. sich entweder die Prioritäten anderer Key-Player im Falle des Ausfalls ändern und diese dem Projekt unmittelbar zur Verfügung stehen oder Key-Player frühzeitig personell so gecovert werden, dass andere kurzfristig übernehmen können.

Bei der Definition, was eigentlich ein echtes Risiko ist, scheiden sich oft die Geister. Ich rate dazu, ein Risiko nachfolgender Schablone zu formulieren.

  • U = Ursache eines Risikos
    „z.B. Notwendige Fachexperten mit den Tätigkeiten des laufenden Betriebs oder in anderen Projekten vollständig ausgelastet“
  • E = Ereignis des Risikos
    „z.B. Fachexperten stehen für Lösungs-, Design und Realisierungs-Phase nicht ausreichend zur Verfügung“
  • A = Auswirkung des Risikos
    „z.B. Anforderung können nicht final abgestimmt werden, damit kann das Projekt die avisierte Timeline nicht halten.“

Mit Hilfe dieser Klassifizierung kann man relativ einfach die Eintrittswahrscheinlichkeit und die Auswirkung des Risikos (hoch, mittel, gering) einstufen. Alle Risiken, die dann die Kombination aus Eintrittswahrscheinlichkeit = hoch und Auswirkung = hoch haben, gelten als Top-Risiken des Projektes.

  • Wer ist verantwortlich für dieses Risiko ?
    Nicht alle Risiken müssen durch den Projektleiter mitigiert werden, sondern diese können auch entsprechend an andere Rollen im Projekt delegiert werden.Wichtig ist aber, dass der Projektleiter kontrolliert, ob die Rolle im Projekt das Risiko auch wirklich mitigiert.
  • Was ist die entsprechende Mitigationsmaßnahme ?
    „z.B. Gemeinsam mit den Linienverantwortlichen ist eine Neupriorsierung der Tätigkeiten eines Keyplayers notwendig, um 50% Kapazität für das Projekt zu erwirken. Zur Kompensation sind kurzfristig 2 erfahrenen Business Analysten notwendig, die den Keyplayer in seinen bisherigen Aufgaben unterstützen.“
  • Wer und was ist notwendig, um die Mitigationsmaßnahmen umzusetzen ?
    „z.B. Zwei externe Business Analysten, die 1 Jahr lang den Keyplayer unterstützen, zusätzliche Mittel i.H.v 440T€ sind nötig“

Wenn, wie in diesem Beispiel das Management nicht bereit ist, den KeyPlayer zu repriorisieren, interne Businessanalysten zu priorisieren und oder das Budget für die zwei externen Business Analysten zu bewilligen, muss sowohl das Projekt, als auch das Management das Risiko akzeptieren. Dies führt dann aber zu einer Neuplanung des Projektes

Proaktives professionelles Projektmanagement ist eine der Kernaufgaben eines Projektleiters. Er muss über die gesamte Projektlaufzeit Risiken frühzeitig antizipieren und entsprechend kommunizieren und Mitigationsmaßnahmen planen und umsetzen.